Missbrauch an behinderte Menschen

...Kinder

Kinder mit Behinderung sind ungefähr 2- bis 3-mal häufiger von sexuellem Missbrauch betroffen als gesunde Kinder. Sie sind oft auf die Hilfe der Erwachsenen angewiesen und haben nur wenige Bezugspersonen.

Kinder mit Behinderung leben häufig in einem "täterfreundlichen" Umfeld: Dadurch, dass sie mehr auf Hilfe angewiesen sind, ist ihr Alltag oft fremdbestimmt. Besonders bei geistiger Behinderung herrscht oft das Vorurteil, Äußerungen der Kinder seien unglaubwürdig.

Einige haben aufgrund der Behinderung häufig nur mangelnde Artikulationsmöglichkeiten, wodurch es ihnen schwer fällt, sich zu äußern und Hilfe zu holen. Sie haben häufig wenige Bezugspersonen, welche sie sich nicht selbst aussuchen können (z.B. Pfleger, Betreuer). Diese Bezugspersonen stellen oft den einzigen Sozialkontakt der Kinder dar.

Kinder mit Behinderung haben außerdem oft eine verminderte körperliche Selbstbestimmung. Durch die Fremdbestimmung in Zusammenhang mit der Pflege kann es ihnen schwer fallen, zwischen einer liebevollen Berührung, pflegende Tätigkeiten und sexueller Gewalt zu unterscheiden. Aufgrund mangelnder Erfahrung und Aufklärung können ihnen Übergriffe "ganz normal" vorkommen. Vor allem, wenn die andere Person diese als ganz normal bezeichnet. Selbst wenn ihr Gefühl sie warnt, ist oft die Angst vor Hilflosigkeit so groß, dass sie schweigen. 

Das Thema Sexualität wird in der Erziehung von Kindern mit Behinderung auch heute noch häufig ignoriert. Viele Kinder mit Behinderung werden nicht sexuell aufgeklärt. Es wird ihnen nicht zugetraut, es angemessen zu verstehen. Das Umfeld stigmatisiert sie entweder als asexuell oder promiskuitiv oder es wird als nicht so wichtig angesehen. Täter haben kaum damit zu rechnen, entdeckt zu werden. Diese Umstände können es ihnen noch schwieriger machen, Worte für das zu finden, was ihnen passiert ist.

Kinder mit Behinderung sind also noch häufiger betroffen als Kinder ohne Behinderung, wobei zahlreiche Faktoren es ihnen erschweren, sich anderen anzuvertrauen und angemessene Hilfe zu bekommen.

… und als Erwachsene?

Wer körperlich oder geistig behindert ist, ist oft sein Leben lang auf die Hilfe von Mitmenschen angewiesen, um sein Leben zu bewältigen. Doch gerade Menschen, die bereits traumatisiert sind, haben mitunter Probleme mit der Pflege. Aufgrund der früheren Erfahrungen kann es schwer fallen, Körperkontakt zuzulassen oder das Gefühl, von anderen abhängig zu sein, zu ertragen. Fehlende Schulungen des Personals und häufig wechselnde Bezugspersonen erschweren das Leben in einer Einrichtung oder in der Pflege oft ungemein. Sie können sogar zu einer Retraumatisierung führen.


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