Theoretische Ansätze

Die Borderline-Struktur gilt dabei als Mittelding zwischen Neurose und Psychose. Zwei psychodynamische Modelle prägen derzeit die theoretischen Diskussionen um das BPS-Konzept:

  • Die "Frühstörung": Im zweiten bis dritten Lebensjahr wird das Kind aufgrund einer erhöhten Disposition zur Aggressivität mit seiner Wut nicht mehr fertig. Es hat Angst mit seiner Wut seine geliebten "Objekte" zu zerstören. Daher muss es seine Wut abspalten. Sein internalisiertes Muster von Objektbeziehungen funktioniert nach einem strikten Entweder-Oder-Prinzip: extrem gut oder extrem böse. Das gute Selbst- und Objektbild muss vor Berührungen mit dem schlechten Selbst- und Objektbild geschützt werden (nach Kernberg, 1978). Daraus reslultiert Aggressionsabwehr um andere nicht zu vernichten.
  • Das "kumulative Kindheitstrauma": Das Kind erleidet wiederholt reale Beziehungserfahrungen die es nicht bewältigen kann und vor denen es nicht beschützt wurde. Die Wut wird als Reaktion auf einen zugefügten psychischen Schmerz gedeutet. Nach Rhode-Dachser (1994) wurden 60% - 80% der Patient/Innen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstruktur in ihrer Kindheit sexuell missbraucht. Wütend und Bösesein kann nicht in das Selbstkonzept integriert werden, Aggressionen werden als extrem bedrohlich erlebt; dadurch erfolgt Aggressionsabwehr um nicht selbst vernichtet zu werden.

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